Test: Trust – Iris 4K Konferenzkamera

Test aus Av-views 3+4-2021

Trust: Iris 4K

Videokonferenzen sind eigentlich ein alter Hut, doch ist die Technik immer perfekter geworden und spätestens seit Corona muss ein Videokonferenz-System ohne tiefere technische Kenntnis genutzt werden können.

Einfach so: firmenintern oder zu Interessenten und Kundinnen und sogar von Lehrpersonen zu Schülerinnen und Schülern. Dabei wird Perfektion erwartet. Die Sprache muss klar und deutlich rüberkommen – auch, wenn mehrere Leute gemeinsam an einem Ende teilnehmen. Die Kamera muss nicht nur scharfe Bilder liefern, sondern auch immer die redende Person fokussieren, und zwar, ohne dass ein Techniker oder eine Kamerabedienung anwesend ist. Wir haben uns von Trust das System Iris darauf hin angesehen.

Seit Corona-Zeiten ist die Videokonferenz aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Aber auch im privaten Bereich galt zumindest für die Zeiten der Lockdowns: Wenn wir uns schon nicht real treffen können, dann doch wenigstens virtuell. Die Basistechnologie dazu hat heutzutage praktisch jeder: das Smartphone, Tablet oder den Laptop mit integrierter Kamera und Mikrofon. Einfache Software steht kostenlos im Netz zur Verfügung und es gibt sogar rein browserbasierte Möglichkeiten, für die man nicht einmal spezielle Software herunterladen muss. Jitsi ist beispielsweise ein Open-Source Programm, das mit End-to-End Verschlüsselung arbeitet und viel von Hochschulen eingesetzt wird, die dazu auch noch eigene Server zur Verfügung stellen.

Professionelle Konferenzraum-Technik

Spätestens, wenn man zu einer lokal an einem Tisch sitzenden Runde weitere Personen virtuell hinzu holen möchte, reicht die einfache Technik, die im Tablet oder Notebook eingebaut ist, nicht mehr aus. Es wird eine separate Kamera benötigt, die elektromotorisch ausgerichtet werden kann. Wichtig ist dann auch eine gute Mikrofontechnik, die sich am besten nur auf die gerade sprechende Person, konzentriert und Nebengeräusche ausblendet. Nur so können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Gegenseite optimal ins Gespräch integriert werden. Solche Technik, oft in einem einzigen Gerät integriert, gehört zur Ausstattung eines guten Videokonferenzraums. Für dieses Einsatzfeld hat Trust das System IRIS entwickelt.

Iris 4K

Kamera, Mikrofon und Lautsprecher sind in einem formschönen, etwa 60 Zentimeter breiten Gerät integriert, das gut zwei Kilogramm wiegt. Es lässt sich dank eines bewegbaren Fußes problemlos aufstellen und im Betrachtungswinkel vertikal anpassen. Häufiger wird das Gerät vermutlich fest über oder unter einem großen Monitor installiert. Dazu liefert Trust nicht nur ein passendes Halteblech sondern auch die nötigen Schrauben und Dübel mit. Zum Betrieb muss nur das mitgelieferte 12V-Netzteil verbunden werden und die Einheit per speziellem USB 3.0-Anschluss (Typ A) an einen Rechner angeschlossen werden.

Iris 4K Halterung

Iris 4K Halterung

Alle modernen Mac- und Windows-Betriebssysteme erkennen Kamera und Audio-Einheit und bieten sie der Software an, die sie nutzen möchte. Für die hohe 4K-Auflösung ist unbedingt der schnelle USB 3.0 Eingang zu benutzen. Übrigens ist Iris 4K nicht auf die Nutzung spezieller Videokonferenz-Software beschränkt. Für den Computer handelt es sich um eine ganz normale Kamera, ein normales USB-Mikrofon und einen normalen USB-Lautsprecher. So kann jedes Programm, das eines oder mehrere dieser Geräte benötigt, mit Iris 4K zusammenarbeiten. Noch eine kleine aber nicht unwichtige Besonderheit: Iris hat einen Anschluss für ein externes USB-Mikrofon, das als optionales Zubehör erhältlich ist und als Tischmikrofon geliefert wird.

Unser Test

Wir wollten das Konferenzsystem in einer realistischen Situation testen, aber natürlich möglichst alle Fehler ausschließen, die etwa auf schlechte Netzwerkverbindungen oder auf schwache Server zurückzuführen wären. Darum haben wir uns vom Internet abgekoppelt und im eigenen Hausnetz einen Jitsi-Server auf einem Linux-Rechner (Ubuntu) installiert. Jitsi Meet ist eine Open-Source-Software, die sehr gut bezüglich Sicherheit und Datenschutz aufgestellt ist. Dank der durchdachten Installationsroutine ist es kein Problem, einen eigener Jitsi Meet Server aufzusetzen. Viele Universitäten betreiben eigene Jitsi-Server, die nicht nur von den Studierenden genutzt werden können.

In zwei Räumen haben wir jeweils ein Notebook per Kabel mit unserem Netzwerk verbunden. Das eine Notebook stellte den Arbeitsplatz eines externen Mitarbeiters dar, der nur auf die im Rechner vorhandene Technik (Kamera, Mikrofon, Lautsprecher) angewiesen ist. Das andere Notebook wurde per von Trust mitgeliefertem USB-Kabel mit der Iris 4K Konferenzkamera verbunden. Für die Videokonferenz reicht bei Jitsi ein Browser. Nach unserer Erfahrung arbeitet Chrome am effektivsten, aber auch alle anderen aktuellen Browser sind geeignet.

Trust Iris 4K Rückseite

Die Halterung kann sowohl als Standfuß dienen, als auch für die feste Montage genutzt werden.

Die Inbetriebnahme von Iris verläuft völlig problemlos: Stromverbindung herstellen und das USB-Kabel ins Notebook einstecken. Unser Windows 10 Gerät erkennt die neue Technik sofort und schon können wir loslegen. Wir starten den Browser und rufen unseren Jitsi-Server auf. Das Programm fragt, ob wir Trust Iris verwenden wollen, wir bejahen und schon steht die Bild- und Tonverbindung zu unserer Zweitstelle, die sich zuvor schon angemeldet hatte. Die LED-Ringanzeige um das Objektiv leuchtet weiß und sagt damit, dass Iris in Gebrauch ist.

Die Bildqualität des Iris-Systems ist hervorragend. Zunächst befindet sich noch keine Person in unserem Konferenzraum und die Kamera arbeitet im Modus „Sprecherverfolgung“. Da sie richtigerweise keine Person erkennt, zeigt sie den gesamten Erfassungsbereich (120°). Durch das weitwinklige Objektiv wirkt der Raum sehr groß, aber nicht störend verzerrt. Nun betritt eine Person den Raum. Sie wird sofort von der Kamera erkannt und vergrößert in den Mittelpunkt gesetzt. Die Kamera verfolgt die Person immer mit sanften, organischen Schwenks. Dabei bewegt sich das Objektiv sanft elektromotorisch und die Kamera-Elektronik vergrößert und verschiebt den Bildinhalt. Dank der hohen 4K Auflösung ist auch für die elektronisch gezoomten Bilder noch ausreichend Reserve vorhanden. Diese Technik hat den Vorteil, dass die Kamera immer das Vollbild analysieren kann und dadurch erkennt, wenn auch außerhalb des aktuell gezeigten Ausschnitts eine weitere Person in den Erfassungsbereich kommt. Die Gesichtserkennung arbeitet hervorragend und kann schnell auf eine Änderung der Situation reagieren. Sitzen mehrere Personen an einem Tisch, dann kann das System dank der vier integrierten Mikrofone die sprechende Person erkennen und sich automatisch auf diese fokussieren. So entsteht eine lebendige, aber nicht hektische Videokonferenz.

Will man aber bildtechnisch zum Beispiel in ein heftiges Wortgefecht etwas Ruhe bringen, dann kann man die Automatik abschalten und entweder die Totale zeigen und manuell einen Bereich aussuchen, oder aber auf einen von zwei zuvor festgelegten Ausschnitt wechseln. Solche Aktionen sind schnell mit der IR-Fernbedienung zu erledigen. Ebenfalls mittels Fernbedienung ist es möglich die Kamera bzw. eigentlich ja den Bildausschnitt zu steuern und so beispielsweise ein Objekt zu fokussieren, über das eine Person „aus dem off“, also ohne im Bild zu sein, berichtet. Die Personen- und Gesichtserkennung von Iris arbeitet sehr gut, wir hatten allerdings gelegentlich kurzfristig ein eingefrorenes Bild, das aber immer schnell wieder in Gang kam. Noch eine Besonderheit wollen wir nicht vergessen, zu erwähnen: Iris kann auch eine Bluetooth-Verbindung zu einem Smartphone aufbauen. Dann ist man in der Lage, Telefonanrufe anzunehmen und dazu die Audiotechnik von Iris als Freisprecheinrichtung zu nutzen. Bildübertragung ist per Bluetooth aber nicht möglich.

Fazit

Das Konferenzraumsystem Iris 4K von Trust besticht durch seine problemlose Einsetzbarkeit. Es sind keinerlei manuelle Installationen auf dem eingesetzten Computer nötig. Kamerasystem anschließen und loslegen – schneller geht es wohl nie. Dabei kann auf aktuellen Windows- und Mac-Systemen jede beliebige Videokonferenz-Software eingesetzt werden. Zu loben ist auch die integrierte Personen- und Gesichtserkennung, die bei kleinen Gruppen immer die sprechende Person im Blick behält. Die Kamerabewegungen sind dabei ruckfrei und angenehm weich. Das System ist auch in der Lage, eine sich im Raum bewegende Person zu verfolgen. So kann es wesentlich zur Lebendigkeit etwa auch bei einem Vortrag oder einer Schulungsveranstaltung beitragen. Auch der Ton kommt ohne Störgeräusche und sauber zu den Gegenstellen. (MP)

Technische Daten: Trust Iris 4K

Gesamtsystem
Abmessungen141 x 601 x 115 mm
Gewicht2200 Gramm
Video 
Erfassungswinkel120 Grad 
Automatischer Weißabgleichja 
Gesichtsverfolgungja 
Fixfokus:600 mm 
Zoom-Typedigital 
Bewegungserkennungja 
Privat-Modusyes 
Max Bildrate60 Bilder/Sekunde 
Standbild-Auflösung3840 x 2160 Pixel 
Videoauflösung3840 x 2160 Pixel 
Bildsensor3864 x 2218 Pixel 
Audio 
Stimmoptimierter Tonja 
Raumklangoptimierungja 
Mikrofon-Arrayja, 4 Mikrofone 
Optimale Entfernung5 Meter 
Frequenzbereich100-10.000 Hz 
Mikrofon-Empfindlichkeit-38 dB 
Signal-Rauschabstand65 dB 
AD-Wandlerfrequenz32 KHz 
Lautsprecher-Frequenzbereich100 – 16.000 Hz 
Signal – Rauschabstand69 dB 
LautstärkeMax 96 dB Spitze @ 0,5 m 
Anti-Vibrationstechnologieja