Überzeugende Präsentationen mit m.objects v.9.0

Test aus AV-views 6-2019

Präsentationssoftware m.object 9.0
Präsentationssoftware m.object 9.0

Auf praktisch jedem Computer, der heute für Büroanwendungen genutzt wird, ist auch ein Präsentationsprogramm installiert. Das reicht, um zu einem Vortrag illustrierende Bilder zu zeigen oder mit wichtigen Zahlen, zentralen Aussagen oder deutlichen Grafiken das Gesagte zu unterstreichen. Geht es aber darum, durch Fotos und Filmsequenzen mitreißende Stimmungen zu erzeugen oder gar ganze Bühnenshows multimedial darzubieten oder zu untermahlen, dann müssen professionelle Werkzeuge her. Die deutsche Software-Schmiede m.objects bietet ein solches Tool, das wir uns in der aktuellen Version 9 einmal angesehen haben.

Bereits 1996 war m.objects mit einem Steuergeräte auf dem Markt, das es erlaubte, eine Vielzahl der damals üblichen Projektionsgeräte zu einem Ton zu synchronisieren, so dass automatisch ablaufende Tonbildschauen realisiert werden konnten. Die einzig preislich attraktiven Geräte, um Bilder groß, detailreich und in bester Farbe zu präsentieren, waren damals Dia-Projektoren. Selbst für Vorträge und große Veranstaltungen an Universitäten wurden zu der Zeit noch mit Hilfe spezieller Laser-Belichter die illustrierenden Slides erstellt. Es gab zwar schon lange die CRT-Projektoren und auch Projektoren auf LCD-Basis wurden langsam erschwinglich. Sie waren aber noch recht lichtschwach. Ganz neu waren Mitte der 90er Jahre Projektoren auf DLP-Basis, aber deren Farbqualität reichte bei Weitem nicht aus, um die Anforderungen von Fotografen zu erfüllen. Die Diashow blieb daher noch weitere zehn Jahre der Favorit, wenn es um hochwertige Bildqualität bei sauberen Farben ging und zahlreiche Fotoprofis und ambitionierte Fotoamateure schätzten die Möglichkeiten und Freiheiten, die sie mit der m.objects-Technik hatten.

Die Rechenleistungen und Auflösungen der Grafikkarten in Computern stiegen und gleichzeitig wurde die Bildqualität digitaler Projektoren gesteigert. Entsprechend erweiterte m.objects im Jahr 2002 die Software auf digitale Präsentation, zunächst als „Zusatzmodul Digitalbild“. Daraus entwickelte man die europaweit eingetragene Marke ‚directAV’. Das Besondere war damals – und ist es noch heute – dass die Steuerung der Präsentation vollkommen verlustfrei erfolgt.

Einfache Präsentationsprogramme arbeiten nach dem Prinzip der alten Dia-Show: Ein Bild wird vom nächsten abgelöst. Dazu können Überblendeffekte ausgewählt werden, damit die Präsentation etwas flüssiger wirkt. Auch innerhalb eines „Slides“ sind Effekte einsetzbar, wie etwa das Einblenden oder Ausblenden von Texten und Bildern. Aktuelle Präsentationsprogramme bieten hier noch erheblich mehr an gestalterischen Möglichkeiten und auch Filme oder Internetseiten lassen sich zeigen. Aber das Prinzip bleibt: Die Präsentation ist seitenbezogen. Ein Slide folgt auf das vorherige.

Arbeitsweisen

Von digitalen Audio- und Videobearbeitungsprogrammen kennt man vielleicht das Arbeiten an einer Zeitachse. Vom ersten bis zum letzten Moment des Werkes kann man dadurch auf jede Sekunde (und noch feiner) zugreifen, sehen und hören, was da passiert und Änderungen vornehmen. Für linear ablaufende Medien wie eine Musikaufnahme oder einen Film ist dies die beste Möglichkeit. Grundsätzlich vollkommen anders verhielt es sich mit der alten Diaschau. Hier wurde ein Bild gezeigt, dazu gab es etwa im Rahmen eines Vortrags Erklärungen und es folgte das nächste Bild. Logisch und einfach realisierbar war also ein Präsentationsprogramm, das diesen festgelegten Schritten folgte. Auch für die Präsentationspraxis war und ist diese Vorgehensweise hilfreich. Die Standzeit eines Bildes ist nicht festgelegt und man kann auch beim Vortrag noch mal schnell ein paar Bilder zurück springen.

Schwierig wird dieses Ordnungsschema, wenn viel Dynamik gewünscht ist. Dynamik bedeutet Veränderung im Zeitablauf und so kommt man um das Arbeiten mit einer Zeitachse nicht herum.

Zeitachse

In der unteren Bildhälfte befindet sich die Zeitachse, in der sämtliche Medien mit allen Parametern angeordnet werden können. Oben in der Mitte das Leuchtpult mit allen noch nicht verwendeten Bildern. Rechts daneben eine Vorschau auf das Ergebnis der aktuellen Locator-Position.

Konsequent hat m.objects dieses Prinzip umgesetzt. Die gesamte Präsentation wird entlang einer Zeitachse aufgebaut, die sich in der unteren Hälfte des Arbeitsbereiches befindet. Dort erscheinen nicht nur die eingesetzten Bilder mit ihren Leuchtkurven, sondern auch Texte und Tonspuren. Auch alle Bild-Beeinflussungen wie Zoom- und Kamerafahrten sind hier zu erkennen und im zeitlichen Ablauf zu bearbeiten.

Die Präsentation läuft am Ende gleichmäßig auf der Zeitachse ab, so dass jedes Bild, jeder Ton und jede Beeinflussung exakt im dynamischen Zusammenspiel erfolgt. Auf der Zeitachse kann man dann den wandernden Locator sehen, der immer genau anzeigt, wo man sich in der Präsentation befindet. Bei vielen Vorträgen will man aber den Ablauf an vorgesehenen Stellen stoppen, um live zu kommentieren, über Inhalte zu diskutieren und vieles mehr. Über die Computertastatur lässt sich der Ablauf jederzeit durch Drücken der Leertaste stoppen und wieder starten. Für vorgesehene Stops ist es allerdings besser, an den entsprechenden Stellen eine Wartemarke auf der Zeitachse zu setzen. Da hält dann der Ablauf automatisch an. Die Fortsetzung erfolgt dann durch Drücken der Leertaste oder über eine geeignete IR-Fernbedienung. Zudem bietet m.objects in Verbindung mit den Wartemarken noch eine Besonderheit. Eigentlich halten an der Wartemarke alle Aktionen an, wozu auch der Ton gehört. Das abrupte Stoppen einer Hintergrundmusik wäre sicherlich unprofessionell. Natürlich kann man kurz vor der Wartemarke die Musik aus- und danach wieder einblenden. Die Besonderheit aber: Es kann an dieser Stelle eine Wartemusik eingeblendet werden, die dann in unendlicher Schleife die Stopzeit füllt und die danach dann wieder in den synchronen Ton überblendet wird.

Leuchtpult

Oberhalb der Zeitachse nimmt das so genannte Leuchtpult zentralen Raum ein. Der Begriff stammt noch aus der Dia-Zeit, als man die in Frage kommenden Dias auf einem Leuchtpult ausbreitete, dort auswählte und in die gewünschte Reihenfolge brachte. So wird man bei m.objects auch alle für ein Projekt in Frage kommenden Bilder auf dem Leuchtpult ablegen. Von dort können sie dann an die vorgesehene Position in der Show eingefügt werden. Löscht man dann in der Show ein Bild wieder, dann kehrt es automatisch zurück auf das Leuchtpult.

Damit hier, insbesondere bei einer großen Präsentation, nicht das große Chaos ausbricht, besteht die Möglichkeit, das Leuchtpult zum Story-Board werden zu lassen. Zudem helfen Stichwörter dabei, dass man Bilder schnell findet. Stichwörter aus Adobe Lightroom kann das Programm automatisch übernehmen.

Auch komplexe 3D-Berechnungen werden präzise und ohne Artefakte berechnet. Hier ein Beispiel für einen Schwenk über ein Bild, wobei dieses realistisch verzerrt wird.

Wie eingangs geschrieben, bleibt sämtliches verwendete Material unangetastet. Es werden also im Prinzip die Bearbeitungsanweisungen gespeichert, die genau sagen, was mit welchem Bild / Ton / Film in jedem Moment zu geschehen hat. Mit einer komplexen Anweisung wie etwa einer Zoomfahrt über ein Bild bei gleichzeitiger 3D-Korrektur und mitlaufender Maske, die einen Hintergrund ausblenden soll, wäre wohl jeder übliche Rechner auch mit starker Grafikkarte schnell überfordert. Damit solche Aktionen ruckfrei und ohne Artefakte ablaufen können, werden automatisch zur Auflösung des Ausgabemediums passende Texturdaten errechnet und gespeichert.

„Geheime“ Kommentare

Normalerweise wird man für die Präsentation einen zweiten, großen Monitor (Display) oder einen Projektor verwenden. Das hat dann auch den Vorteil, dass man beispielsweise auf dem Monitor des abspielenden Laptops nicht nur sieht, was im Moment auf der Leinwand zu sehen ist, sondern dass man auch auf der Zeitachse verfolgen kann, wo man sich gerade im Ablauf befindet. Aber noch mehr: m.object bietet eine Kommentarfunktion, die Hinweise für den Präsentator nur auf diesem Monitor einblendet. Hier ist dann beispielsweise Platz für Regieanweisungen, die das Publikum nicht sehen soll.

Vorführung und Export

Für die Präsentation der fertigen Show kann es sinnvoll sein, eine Präsentationsdatei zu erstellen, die dann unabhängig von m.objects funktioniert. Hier bietet das Programm die Option, eine kompakte EXE-Datei zu erstellen. Diese beinhaltet nicht nur die Bilder und Töne, sondern auch eine spezielle Wiedergabesoftware. So kann die eigene Kreation auch auf einem hardwaremäßig geeigneten fremden Computer gestartet und abgespielt werden.

Noch unabhängiger von Computern wird man, wenn man die gesamte Show als Film rendern lässt. m.objects bringt dazu alle nötigen Funktionen mit. Die Auflösung und das Format sind wählbar und so könnte die Präsentation beispielsweise von einem Videoplayer auf einem Monitor abgespielt werden, vollkommen unabhängig von einem bestimmten Computersystem.

Showeinsatz

Die Software kann noch mehr, als nur Bilder und Ton zu präsentieren. Mit entsprechender Hardware ist zum Beispiel eine punktgenaue Lichtsteuerung realisierbar. Aber auch andere Geräte, die auf das DMX-Protokoll reagieren, können zum Einsatz kommen. Zwar wird man mit m.objects üblicherweise nur Bild und Ton steuern. Aber das Programm ist auch in der Lage, andere elektrische Funktionen über die Remote-Funktion auszulösen. Ein Relaiskontakt könnte beispielsweise die Jalousien zur Abdunkelung des Saales betätigen oder irgendetwas starten, das normalerweise über einen einfachen Schalter in Gang gesetzt wird. Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich: Eine Lichtschranke etwa kann das Programm veranlassen, die Präsentation von einem bestimmten Locator an ablaufen zu lassen.

Da m.objects auch Multiscreen unterstützt, lassen sich auch unterschiedliche Inhalte zweier Ausgabegeräte miteinander synchronisieren. Oder aber eine einzige Präsentation wird auf mehrere Ausgabegeräte verteilt. Mit der Funktion „Viewport“ kann man auswählen, welcher Ausschnitt der Gesamtleinwand auf welchem Ausgabegerät erscheinen soll. So können dann beispielsweise drei Projektoren mit Softedge-Überlappung eine riesige Breitbandpräsentation zeigen.