
Sony ist einer der drei Hersteller von Projektoren, die auf der LCoS-Technologie basieren. Bei Liquid Cristal on Silicon wird, wie der Name andeutet, mit Flüssigkristallen gearbeitet – wie auch beim „normalen“ LCD-Projektor.
Allerdings ist die das Licht modulierende Flüssigkeit nicht zwischen zwei Glasplatten sondern zwischen einer Glasplatte und einer spiegelnden Rückseite auf Siliziumbasis untergebracht. Vorteile sind hier gegenüber dem normalen LCD, dass sehr hohe Auflösungen ohne erkennbare Pixelstrukturen realisiert werden können, da keine Leiterbahnen und elektronische Schaltkreise im Lichtweg liegen. Die Herstellung von LCoS-Chips erfordert allerdings enorme Präzision, weswegen Projektoren auf dieser Basis in den höheren Preissegmenten angesiedelt sind.
Wir wollten in Augenschein nehmen, was mit LCoS-Projektoren heute erreichbar ist, wohl wissend, dass das übliche Einsatzgebiet dieser Geräte nicht der Konferenzraum, sondern der Vorführraum hochwertiger, detailreicher und farbrichtig dargestellter Filme ist – durchaus auch im wissenschaftlichen Bereich.
Der VPL-VW360ES wurde im letzten Sommer zur IFA der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich um einen Projektor mit 4K-Auflösung, der mit seiner Lichtleistung von 1500 Lumen im abgedunkelten Raum beste Bilder in große Abmessungen liefern kann. 4K bezeichnet eine Auflösung von 4096 x 2160 Bildpunkten. Die darstellbare Detailfülle (und damit die zu verarbeitende Datenmenge) ist enorm. Um uns eine Vorstellung machen zu können, stellen wir uns einen Vorführraum mit einer Deckenhöhe von etwa drei Metern vor. Dort könnte man eine Projektionshöhe von bis zu gut zwei Metern realisieren.
Die projizierten einzelnen Bildpunkte (Pixel) würden damit eine Größe von etwa einem Quadratmillimeter haben. Um eine derartige Detailfülle adäquat darstellen zu können, verbietet sich der Einsatz herkömmlicher Bildwände. Sie basieren auf beschichtetem Glasfasergewebe, dessen Struktur in der Größe der Bildpunkte angesiedelt ist. So werden projizierte Details verzerrt oder gänzlich unsichtbar. Der Einsatz spezieller HD-Bildwände ist daher Voraussetzung.
Stellt man auf diese Weise jedes feinste Detail unverzerrt dar, so ist noch zu überlegen, aus welcher Betrachtungsentfernung solche millimetergroßen Details einen wahrnehmbaren Vorteil darstellen. Folgt man den Ratschlägen für die optimale Betrachtungsentfernung und gehen wir von einem Seitenverhältnis von 16:9 aus, so hat unser Bild eine Größe von 3,84 x 2,16 m und damit eine Diagonale von 4,4 m. Multipliziert man die Diagonale mit 2,1, so erhält man die optimale Sitzentfernung mit 9,24 Metern. Es mag Menschen geben, die aus dieser Distanz millimetergroße Details wahrnehmen, ich werde mir jedenfalls unser Testbild von Nahem ansehen.

Zunächst aber schenken wir den äußeren und technischen Merkmalen unseres Testkandidaten Aufmerksamkeit. Mit einem Gewicht von 14 kg auf einer Grundfläche von fast einem viertel Quadratmeter ist das Gerät immer noch gut handhabbar, zumal davon auszugehen ist, dass ein solcher Projektor in der Regel fest in einem dafür geeigneten Raum installiert sein dürfte. Das unauffällige Gehäuse mit seiner schlichten Form gibt es sowohl in Weiß als auch in Schwarz, das Projektionsobjektiv ist mittig tief im Gehäuse untergebracht. Fokussierung sowie der Zoom lassen sich ausschließlich aber feinfühlig elektromotorisch bedienen. Um die genaue Bildposition festlegen zu können, hat Sony den Projektor mit sehr gutem horizontalen und vertikalen Lens-Shift ausgestattet. Auch diese Einstellung erfolgt elektromotorisch.

Die Anschlüsse sind traditionell im leicht zurückspringenden unteren Sockel des Gerätes zu finden. Das ließ sich nicht zuletzt darum problemlos realisieren, weil dieser Projektor kompromisslos und ausschließlich sein Bildsignal per HDMI (zwei Eingänge) übernimmt. Per LAN oder auch per RS232 lassen sich Steuerung und Kontrolle des Gerätes realisieren. Auch die recht große IR-Fernbedienung kann per Kabel mit dem Projektor Kontakt aufnehmen. Wir legen unser 4K Testsignal an einen der HDMIEingänge an und schalten den Projektor ein.

Da der VPL-VW360ES mit herkömmlicher Lichtquelle ausgestattet ist, braucht es etwa zwanzig Sekunden bis das Bild zu erkennen ist und nach einer guten Minute steht es dann in voller Helligkeit und Farbenpracht da. Wir, die wir uns üblicherweise mit Projektoren für die Präsentation zufrieden geben müssen, sind nun hellauf begeistert. Alle Farbnuancen erscheinen sauber und klar und dank des guten Kontrastes und damit dem geringen Restlicht bei „Schwarz“ haben die Bilder eine verblüffende Plastizität. Feinste Strukturen schaue ich mir aus der Nähe an, auch dann ist kein störendes Raster zu sehen. Da wir in unserer technischen Ausstattung nicht auf Kinoprojektoren spezialisiert sind, können wir nur glauben, dass dieser Sony-Projektor (wie auch andere der Serie) die Metadaten der Bildquelle auswertet und so automatisch den richtigen Farbraum auswählt.
Verschiedene Voreinstellungen unterscheiden sich nicht in der Farbqualität, sondern sind beispielsweise durch unterschiedliche Gammakurven auf unterschiedliche Einsatzgebiete spezialisiert.
Wie üblich messen wir auch hier die Lichtleistung entsprechend der Norm. Unser Testkandidat kommt hier auf knapp 1400 Lumen und liegt damit voll im Toleranzbereich. Lichtleistung ist sicher nicht das wichtigste Kriterium für einen solchen Projektor. Dennoch: will man große Projektion auch mit etwas Nebenlicht genießen, dann sind ein paar Lumen mehr eine gute Investition.
Max Printzen
Sony VPL-VW360ES Lichtmessung in lm:
Lichtleistung lt. Hersteller: 1500 Lumen
Auflösung: 4K (4096 x 2160)
1380 | 1470 | 1300 |
1410 | 1520 | 1340 |
1380 | 1470 | 1290 |
E = 1396 Lumen, gemessen in enger Anlehnung an IEC. Prozentuale Lumen-Abweichung von Herstellerangabe: -7%, G2 = Emin/Emax * 100 = 85%
Technische Daten: Sony VPL-VW360ES
Hersteller: | Sony |
Modell: | VPL-VW360ES |
System: | 3 x LCoS 0,74“ |
Auflösung (physikal.): | 4K 4096 x 2160 |
Darstellb. Auflösung: | 4K 4096 x 2160 |
Lichtleistung angegeben: | 1500 Lumen |
Lichtleistung gemessen: | 1400 Lumen (IEC) |
Lichtleistung RGB: | Nicht gemessen |
Ausleuchtung angegeben: | k.A. |
Ausleuchtung gemessen: | 85 % |
Kontrastverhältnis: | 200.000:1 |
Lampe: | 225 W Kurzbogen |
Lebensd. Lampe: | 6000 |
Ablenkfrequenzen: | |
H-sync: | k.A. |
V-sync: | k.A. |
Videobandbreite: | k.A. |
TV-Linien: | k.A. |
Videosignale: | |
Obj.-Bedienung: | elektromotorisch |
Entf. f. Bildgröße 1m²: | 1,73 m |
Lensshift: | v: h: |
Bildentzerrung: | – |
Bildant. über opt. Achse: | 100 % |
Versorgungsspannung: | 220-240 V |
Leistungsaufnahme: | 350 W |
Leistungsaufn. Standby: | k.A. |
Audioverstärker: | nein |
Anschlüsse: | . |
RGB in/out(Computer): | nein |
RGB (BNC-Anschlüsse): | nein |
Video (FBAS): | nein |
Komponenten: | nein |
S-Video: | k.A. |
Digitaleingang: | 2 HDMI |
Serielle (RS232): | ja |
USB: | je |
Netzwerk: | ja |
Betr.-Geräusch: | 26 dB |
Abluftaustritt: | vorne |
Abmessungen (HxBxT): | 195 x 495 x 463 mm |
Transportmaß über alles *): | 195 x 495 x 463 mm |
Gewicht: | 14,00 kg |
Einsatzgewicht **): | 13,80 kg |
Fernbedienung: | IR mit Kabel |
Besonderheiten: | |
Garantie: | k.A. |
Marktpreis inkl. MWSt: | 7000 € |
*) inklusive aller festen, überstehenden Teile,
**) mit Netzkabel, VGA-Adapter und einsatzbereiter Fernbedienung